Oerlinghausen startet Einzelprojekt von „Das Dritte Reich und wir“.
Bundesweites Projekt zur Aufarbeitung des Nationalsozialismus mit Bürger*innen in den eigenen Gemeinden Gießen/Berlin/Oerlinghausen – Das Projekt „Das Dritte Reich und wir“ stellt sich vor. Am Samstag dem 16.10. können interessierte Bürger und Bürgerinnen sich über das Projekt und den kommenden Workshop informieren. Von 9 bis 13 Uhr ist „Das Dritte Reich und wir“ mit einem Stand am Rathausplatz auf dem Markt in Oerlinghausen vertreten.
Oerlinghausener Bürgerinnen und Bürger haben sich beim bundesweiten Projekt „Das Dritte Reich und wir“ angemeldet. Am 03. November findet zum ersten Mal der Workshop als offenes Treffen im Saal des Bürgerhauses statt. In dem Projekt erhalten Dörfer und Städte in ganz Deutschland die Möglichkeit, sich mit Spuren des Nationalsozialismus in der eigenen Gemeinde auseinanderzusetzen und die Ergebnisse vor Ort zu präsentieren.
Das Einzelprojekt in Oerlinghausen wird in erster Linie von der Feuerwehr der Stadt getragen. Projektleiter ist Christian Stüber von der Freiwilligen Feuerwehr Oerlinghausen. „Das Projekt ist nicht nur für Feuerwehrleute oder Hobbyhistoriker. Wir heißen alle interessierten Bürger*innen und Vereine herzlich willkommen“, so Stüber.
Der Workshop beginnt am 03. November um 17 Uhr im Saal des Bürgerhauses an der Tönsbergstraße 3.
„Es gibt unzählige Publikationen zu lokaler NS-Geschichte“, erklärt die Projektleiterin Prof. Dr. Ulrike Weckel das Gesamtprojekt. „Aber nur wenige Bürger*innen haben je persönlich die Geschichte des Nationalsozialismus erforscht“, so Weckel, die am Historischen Institut der JLU Gießen Fachjournalistik Geschichte lehrt. „Es ist eben ein Unterschied, ob ich eine Dokumentation im Fernsehen über Zwangsarbeit sehe oder ob ich etwas über einen Zwangsarbeiter beim Bauern oder Gastwirt im eigenen Ort erfahre.“
Weckel betonte, dass das Projekt nicht moralisieren oder erziehen wolle, sondern Neugier wecken möchte für konkrete Details und Zusammenhänge der NS-Geschichte, die trotz gefühltem umfänglichen Wissens gar nicht bekannt seien. „Die Menschen vor Ort brauchen an der ein oder anderen Stelle fachliche Unterstützung, aber keine Professorin, die sich vor ihnen aufstellt und ihnen moralische Lehren erteilt.“
„Die Feuerwehren wirken wie kaum eine andere Institution in unser Land hinein“, erklärte der DFV-Präsident Karl-Heinz Banse. „Daher können die Feuerwehren bei der Beschäftigung mit dem Nationalsozialismus vor Ort einen wichtigen Beitrag leisten“, fuhr er fort. Allerdings sei die Entscheidung zur Teilnahme den einzelnen Feuerwehrleuten überlassen, betonte der DFV-Präsident: „Das ist Sache der Feuerwehren vor Ort, nicht die des Präsidiums“.
Einzelprojekte entstehen, indem sich aus den Vereinen, der Feuerwehr, den Kirchengemeinden eines Ortes heraus eine Gruppe von Interessierten zusammen findet. Innerhalb eines Jahres recherchiert die Gruppe zusammen mit dem Projektmitarbeiter Dr. Clemens Tangerding zur NS-Zeit in der Gemeinde und bereitet eine Präsentation vor. In der Gruppe dürften ruhig auch unterschiedliche Ansichten zur Aufarbeitung und divergente politische Haltungen aufeinandertreffen, erklärt der Historiker. „Natürlich kann es Streit darüber geben, wie freiwillig im Einzelfall eine NSDAP-Mitgliedschaft war, was den Einzelnen antrieb und wie wir das heute einordnen und bewerten“, erklärte der Historiker. Aber es gebe keinen Grund dafür, Angst vor etwaigen Konflikten zu haben.
„Vereinsmenschen, Feuerwehrleute und Kirchenmitglieder vor Ort haben schon vor diesem Projekt viele schwierige Probleme gelöst“, ergänzte der 44-Jährige. „Das Dritte Reich und wir“ ist aus dem Projekt „Feuerwehren in der NS-Zeit“ hervorgegangen. In diesem Projekt arbeiten vier Freiwillige Feuerwehren die NS-Geschichte ihrer eigenen Wehr auf. Dabei handelt es sich um die Feuerwehren von Mannheim, Marburg, Dömitz und Schwedt/Oder. Für „Das Dritte Reich und wir“ haben sich bislang neben Oerlinghausen die Gemeinden Dietramszell, München, Heynitz, Radeberg und Stuttgart-Riedenberg angemeldet. Das Projekt wird von der Bundeszentrale für politische Bildung und dem Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat gefördert.
Projektleitung:
Prof. Dr. Ulrike Weckel
Projektleiter Oerlinghausen:
Christian Stüber
Tel. +49 5202 / 150 88 01
eMail: c.stueber@feuerwehr-oerlinghausen.de