LiLi e.V. – Wortwörtlich entstand „Leben in Lipperreihe“
Knut Dinter, Oerlinghausen. Vor zehn Jahren, am 8. April 2013, haben sieben Personen den Verein „Leben in Lipperreihe“ (LiLi) gegründet. Es war der Beginn für weitreichende Veränderungen in dem kleinsten Oerlinghauser Stadtteil. Durch den Verein konnte der Bürgerladen entstehen, und auch das Verhältnis der Einwohner untereinander blühte auf. Die NW sprach mit den Vorstandsmitgliedern Manuela Outiti, Andreas Otte und Michael Smolnik.
„Das Zentrum war einfach tot“, sagt Andreas Otte. Der damalige Frischemarkt war überraschend geschlossen worden, der örtliche Drogeriemarkt fiel einer Insolvenz der gesamten Kette zum Opfer. Weil die Einkaufsmöglichkeiten fehlten, sahen sich die Menschen in Lipperreihe gezwungen, ihre Lebensmittel in Sennestadt oder Schloß Holte einzukaufen, ältere Leute, die nicht mobil waren, beauftragten ihre Kinder.
Doch die Lipperreiher wollten sich nicht mit der Situation abfinden. „Der Unmut war groß“, sagt Michael Smolnik. Die Bevölkerung sei die treibende Kraft für eine Veränderung gewesen. Daher wurde eine Untersuchung in Auftrag gegeben, um die Chancen für eine Nahversorgung zu prüfen. Nach dem Vorbild anderer Gemeinden, die ähnliche Probleme hatten, entstand die Idee für den Bürgerladen. Er sollte ehrenamtlich betrieben werden. „Es ist uns gelungen, parteiübergreifend unterstützt zu werden und bei der Bevölkerung breites Interesse aufzubauen“, berichtet Michael Smolnik. Der neue Verein rief zu Geldspenden auf, und es kamen 55.000 Euro zusammen, um den Laden auszustatten.
Manuela Outiti ergänzt: „Es entwickelte sich plötzlich eine unglaubliche Begeisterung. Die Kita und die Schule unterstützten uns, der TuS Lipperreihe war aktiv, die Kirchengemeinde und viele mehr haben sehr geholfen.“ Es gab vielfältige Aktionen, um Spenden zu sammeln, unter anderem wurde eine CD eingesungen und zum Solidaritätspreis verkauft. Ein Jahr nach der Vereinsgründung konnte 2014 der Bürgerladen eröffnet werden. Der damalige Beigeordnete der Stadt, Jörg Düning-Gast, half so manche Hürde zu überwinden.
Doch in der Praxis stellten sich weitere Schwierigkeiten ein. „Wir haben zwar gebrauchte Regale und Kühlanlagen gekauft, aber schnell gemerkt, dass wir mit dem Stammkapital nicht hinkamen“, sagt Andreas Otte. Mehrere Gesellschafter mussten als Sicherheit zusätzlich Geld für einen Kredit bei der Bank hinterlegen. Auch das ursprüngliche Vorhaben, allein mit ehrenamtlichen Kräften zu arbeiten, erwies sich als unrealistisch. „Niemand von uns hatte ja Erfahrungen im Lebensmitteleinzelhandel“, sagt Michael Smolnik.
Mit viel Glück fand der Verein den Kontakt zu Michael Wallbaum. Der in der Branche tätige Kaufmann übernahm die Geschäftsführung, gab wertvolle Tipps und stellte den Kontakt zu einer großen Supermarktgruppe her. Seither firmiert der Bürgerladen als Nahkauf-Standort. Nach vier Jahren folgte Ralph Ober als ehrenamtlicher Geschäftsführer. Neben drei festangestellten Mitarbeiterinnen und acht Schülern, die stundenweise eingesetzt sind, sorgen mehrere Rentner unentgeltlich dafür, dass in Lipperreihe weiterhin Lebensmittel erhältlich sind. Sie räumen an einem Tag in der Woche die Ware ein und helfen beim Putzen der Regale.
Die anfänglichen Bedenken zum wirtschaftlichen Erfolg zerstreuten sich schnell. Im Jahr 2020 wurden 11.000 Kundinnen und Kunden gezählt. Der Bürgerladen sei auch zu einem Treffpunkt geworden. „Jetzt liegt es an den Menschen in Lipperreihe, wie wir gemeinsam diese Versorgung vor Ort weiterentwickeln können“, meint Michael Smolnik.
Manuela Outiti macht darauf aufmerksam, dass „Leben in Lipperreihe“ nicht nur den Bürgerladen betreibe, sondern zu einem richtigen Stadtteilverein geworden sei. „Wir begleiten und entwickeln viele Projekte und Prozesse“, sagt sie. „Dazu gehören Stadtteilfeste, das Osterfeuer, der Weihnachtsmarkt, Schulentwicklung, der Bücherschrank, die digitale Bürgerplattform, sowie freies WLAN in unserer Ortsmitte.“
Im nächsten Jahr soll das zehnjährige Bestehen des LiLi e.V. und dann auch des Bürgerladens gemeinsam mit den Lipperreihern gefeiert werden.