Identitätsschutz
Seit März 2020 sind besonders die Themen: „Corona“ – „Erste Schritte in die Normalität mit Hygiene- und Abstandsregeln“ – „Homeoffice“ und nun die anstehenden Kommunalwahlen sehr präsent in Lipperreihe. Da die Digitalisierung nicht mehr wegzudenken ist und durch Corona sogar beschleunigt wurde, möchte ich zwischendurch immer wieder einen kleinen Tip einfügen, wie heute zum Identitätsschutz.
Internetanwender authentifizieren sich heute noch überwiegend über Nutzername und Passwort, um Online-Transaktionen durchzuführen. Ob diese Vorgehensweise, die Identität zuverlässig schützt, kann jeder auf der Website: „Have I Been Pwned?“ kontrollieren und einsehen, ob er unter den fast zehn Milliarden gehackten Accounts zu finden ist. Anwender können überprüfen, ob ihre eMail und Passwörter bereits im Netz kursieren. Die Trefferquote ist leider erschreckend hoch.
Das Problem besteht darin, dass Anwender es leid sind, hunderte Accounts zu verwalten. Die meisten nutzen für ihre Einkäufe lieber eine Plattform wie Amazon und melden sich über die Identitätsdienste von Google oder Facebook an, statt für jede Website ein neues Passwort zu vergeben. Der Preis ist hoch dafür. Da diese sogenannten, oder sollte man besser sagen selbst ernannten Identitätsverwalter, Informationen aus unendlichen Websitenbesuchen, Suchanfragen, Online-Käufen, Likes, Kommentaren oder geposteten Bildern anhäufen und mit Big Data und KI auf Muster durchsuchen können und nahezu alles über den Internetnutzer wissen – vom Geburtsdatum über die Schuhgröße bis hin zur politischen Orientierung.
Blockchain-Systeme, wie z.B. die niederländische Plattform Ana könnten eine Lösung darstellen: Ein Nutzer kann seine Identität gegenüber einem Anbieter nachweisen, ohne dass dabei sensible Daten übermittelt werden. Eine vertrauenswürdige Stelle wie z.B. das Einwohnermeldeamt, attestiert dem Anwender die Korrektheit seiner Identitätsangaben (Name, Adresse, Alter usw.) Diese Atteste werden über eine Blockchain fälschungssicher zur Verfügung gestellt und der Nutzer kann bspw. ein Auto mieten, ohnen seinen Führerschein vorzulegen und damit Informationen, wie sein Geburtsdatum preisgeben zu müssen. Stattdessen bestätigt das Blockchain-System dem Auto-Vermieter, das der Nutzer über eine gültige Fahrerlaubnis verfügt.
Wenn man darüber mal ein bisschen weiter sinniert, könnte das Stoppen der vielen privaten Informationen das Ende der mächtigsten Plattformrepräsentanten wie bspw. Google bedeuten.
Auch wenn Deutschland auf Platz 16 im weltweiten Ranking der Digitalisierung steht, hat die Bundesregierung im vergangenen Herbst eine Blockchain-Strategie formuliert, um Innovationen zu fördern und Investitionen anzustoßen. China ist uns bei Blockchain-Projekten bereits fast acht Jahre voraus. Deshalb ist es auch nicht schlecht sich abundzu mal mit einer evtl. zukünftigen Zahlungsinfrastruktur einer Blockchain und deren Kryptowährung auseinanderzusetzen. Sonst wird die Zahlungsinfrastruktur der Zukunft so von ausländischen Organisationen geprägt sein, wie heute die Informationsinfrastruktur durch Amazon, Facebook oder Google.
Ich würde mich freuen, wenn über die Kommentarfunktion unserer App weitere Tips zum Thema Digitalisierung ausgetauscht werden.
Begriffe:
Blockchain: Kontinuierlich wachsende Datenbank, an deren Ende mittels kryptografischer Verfahren (verschlüsselte Sicherheitsverfahren) neue Transaktionen angehängt werden können. Da jeder neue Block einen Hash-Wert (kodierte Zeichenkette) des vorhergehenden, sowie einen Zeitstempel enthält, sind Manipulationen nahezu ausgeschlossen. Daher gilt die Blockchain als fälschungssicher. Das System gleicht einem Journal in der Buchhaltung, in dem ebenfalls neue Einträge kontinuierlich am Ende eingefügt werden. Deshalb wird die Blockchain-Datenbank auch häufig als Ledger (Hauptbuch, Kassenbuch) bezeichnet.