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Historische Entdeckungsreise jenseits, des meist verklärten Heimatverständnisses

Die fachlichen Anregungen dafür, entstanden im Oerlinghauser Projekt „Das dritte Reich und wir“ und den dafür notwendigen Freiräumen, in Hinsicht des Orientierungsbedürfnisses – zum Erschließen der historischen Erinnerungsspuren. Die Teilnehmer der Lipperreiher Heimatwerkstatt konnten hier bereits seit November `21 regelmäßig an der Aufarbeitung der Oerlinghauser NS-Geschichte mitarbeiten.

Heimat war hierbei der umstrittene Begriff – aus Zeit und Auseinandersetzung damit. Mit dem Projekt „Das dritte Reich und Wir“ wurde in Zusammenarbeit mit der Feuerwehr Helpup und der Uni Gießen, als Projektleitung, der gesamte Raum Oerlinghausen zum bestimmenden Ausgangspunkt einer historischen Reflexion.

Die NS-Zeit unter Adolf Hitler, strebte damals die vollständige Prägung des öffentlichen und privaten Lebens auch in Oerlinghausen an. Opfer der Verfolgung waren vor allem politische Gegner und Juden. Aber auch das Alltagsleben in Oerlinghausen wurde nachhaltig verändert und vom Nationalsozialismus beeinflusst.

Spannend war immer wieder die Frage nach einer wertschätzenden Verknüpfung der subjektiven und objektiven Einflussgrößen und die Verbindung von Strukturen und Prozessen mit den gesammelten Oerlinghauser Materialien und den Berichten der Zeitzeugen, die in den Mittelpunkt der Untersuchungen gestellt wurden.

Ein partizipatives Konzept

Statt traditioneller Wissensvermittlung, wie in Fachvorträgen oder einer unkritischen Reflexion einer „guten alten Zeit“ entlangzuhangeln, wurden durch direkte Bürgerbeteiligung viele Erkenntnisse ermöglicht. Die persönliche Beziehung durch die emotionalen Geschichten der Zeitzeugen und die räumliche Nähe in der Spurensuche des Heimatortes – mit ihren Aus- und Rückwirkungen auf die Teilnehmenden – hatten generell Auswirkungen auf das eigene historische Bewusstsein.

Schlussendlich wurden mit der Projektleitung und den teilnehmenden Oerlinghauser Bürger*innen fünf Schwerpunktthemen herausgearbeitet, die in einer Ausstellung als eigenes Medium der historischen Oerlinghauser Geschichte, ihren Höhepunkt finden sollen. Die erarbeiteten historischen Schwerpunkte sollen hierdurch inszeniert und veranschaulicht werden. Dabei spielen Raumeindrücke und Atmosphäre eine bedeutende Rolle, so dass wir auf den Termin schon jetzt gespannt sein können.

Viele Fragen, die heute nicht mehr allgemein bekannt sind

Oerlinghausen war damals ein hart umkämpftes und begehrtes Gebiet für Hitlers Wahlkampf. So dass sich auch die Frage stellte, warum sich aus der „roten Hochburg“ Oerlinghausen eine „braune“ Allmacht entwickeln konnte. Was ist in Oerlinghausen bereits aufgearbeitet?  Was ist verdrängt zu den Themen: Zwangsarbeit, Ehrendenkmal, ziemlich versteckte Gedenktafeln am Rathaus, dem Segelflugplatz im Rahmen des NS-Fliegerkorps, die Enteignung der Jugendherberge und vieles mehr?

Die Teilnehmenden aus der Lipperreiher Heimatwerkstatt entschieden sich dazu, auf drei Exkursionen die historische Spurensuche zum Thema Zwangsarbeit nachzugehen. Gestartet wurde mit einem Besuch im Archiv Arolsen, wo man zur Aufklärung von Verfolgungsschicksalen der NS-Opfer recherchieren konnte. Es folgten zwei Tagesveranstaltungen mit Workshop in der historischen Dauerausstellung „Stalag 326“. Abschließend ist noch ein Besuch bei der Arbeitsgruppe „Blumen für Stukenbrock“ geplant, eine der ältesten Gedenkstätten-initiativen für Sowjetische Kriegsgräberstätten in der BRD.

Stalag 326

In der Zeit von 1941 bis 1945 befand sich in der Senne ein Kriegsgefangenenlager mit der Bezeichnung „Stalag 326“, welches innerhalb der heutigen Gemeinde Schloss Holte-Stukenbrock liegt. Mit dieser Gedenkstätte wird für eine systematische Aufarbeitung des Themas „Stalag 326“ und ihre Zwangsarbeiter gesorgt.

Unterstützt wurde diese Exkursion durch ein aktuelles Angebot des Gedenkstättenleiters Oliver Nickel, der die leidvolle Geschichte und Hintergründe des Gefangenenlagers und das Leben der Zwangsarbeiter vermittelte. Von zentraler Bedeutung waren die Vorstellungen und Legenden, die sich um die Zwangsarbeiter rangen, die auch in Oerlinghausen in unterschiedlichen Unternehmen und Höfen eingesetzt wurden.

Mehr als 400 Bilder historischer Spuren

Begleitet wurde dies durch den Schloss Holter Fotografen Besim Mazhigi, der den Teilnehmenden eine fotografische Auseinandersetzung ermöglichte, indem er aufzeigte, wie die eigene Perspektive auf die Vergangenheit mithilfe der Kamera sichtbar gemacht werden kann.

Mit der intensiven Auseinandersetzung der historischen Spuren im ehemaligen Arresthaus oder der sogenannten „Entlausung“ fand eine kilometerlange Wanderung zu zahlreichen Erinnerungsorten wie: dem ehemaligen Kommandantur-Gebäude, ehemalige Mannschaftsstammlager, den Ehrenfriedhof bis hin, zu den noch heute sichtbaren historischen Spuren am Hövelhofer Bahnhof statt, wobei mehr als 400 Fotos entstanden.

Mit diesen Exkursionen und Workshops konnten sich die Lipperreiher Teilnehmer die kritische Heimatgeschichte der leidvollen NS-Geschichte „Zwangsarbeit“ in seiner Vielfalt verdeutlichen. Die Reflexion mit diesen Schauplätzen, Handlungsräumen und Tatorten erforderte aber auch ein Innehalten und Auseinandersetzung mit der eigenen Heimat.

https://www1.wdr.de/nachrichten/stalag-dreihundertsechsundzwanzig-senne-100.html

https://stalag326.de/foerderverein/

Heimatwerkstatt Lipperreihe

Die jeweils am 1. Donnerstag im Monat stattfindende „Lipperreiher Heimatwerkstatt“ fällt im Oktober aus Urlaubsgründen aus. Ein Termin für den Besuch bei der Arbeitsgruppe „Blumen für Stukenbrock“ wird noch bekanntgegeben und auch noch an den Vorbereitungen der Ausstellung „Das dritte Reich und Wir“ mitgearbeitet. Das nächste Treffen in der Heimatwerkstatt Lipperreihe findet am 3. November um 15:00 Uhr im AWO Stratehaus, Bachstraße 15 a statt, wo jeder herzlich willkommen ist.

Spannende Berichte vom Gedenkstättenleiter Oliver Nickel
Welche Spuren überzeugen in der ehemaligen „Entlausung“
Spuren von SS-Zeichen
Spuren zum ehemaligen Mannschaftstammlager
Genau hier war die Grabstätte der italienischen Gefangenen, bevor sie umgebettet wurden.
Ehrenfriedhof für sowjetischen verstorbenen Kriegsgefangenen aus Stalag in Stukenbrock
Stalag 326 Gedenklandschaft von boell-nrw

 

Ehrendenkmal am Hövelhofer Bahnhof
Fotoworkshop der Teilnehmenden in der Gedenkstätte von Stalag 326. Foto: Sybille Kemna
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