Das Netzwerk der Nachbarschaft
Am Freitag, den 20. Mai 2022, fand der Tag der Nachbarn im AWO Stratehaus von Lipperreihe statt. Ein Tag, der bereits zum zweiten Mal in Lipperreihe dazu aufrief, durch Veranstaltungen, die deutschlandweite Aktion für mehr „Zusammenhalt in herausfordernden Zeiten“, zu stärken.
Diesmal sollte der „Tag der Nachbarn“ ganz besonders dazu genutzt werden, ein deutliches Zeichen der Solidarität mit den Menschen in der Ukraine zu setzen. Denn nachbarschaftlicher Zusammenhalt war noch nie so wichtig wie jetzt.
Im Vorfeld der Organisation war schon viel los, denn die Jugendgruppe der Digitallotsen aus Lipperreihe wollten sich auch beteiligen. Geplant war eine Willkommensveranstaltung für die neuen Nachbarn aus der Ukraine, in den Räumlichkeiten vom AWO-Stratehaus. Da heißes Wetter angesagt war, entschied sich die Jugendgruppe spontan dazu, ihre digitale Affinität dafür zu nutzen, Gartenmöbel für den Außenbereich der AWO zu suchen. Sie wurden schnell fündig und konnten im Nachbarschaftsort Lage hochwertige gebrauchte Holzmöbel kostenlos ergattern. Auch vor dem Aufwand alles neu zu schleifen und neu zu lackieren, scheuten sie nicht zurück. Die folgenden sechs Tage arbeiteten dann Jung und Alt – mit viel Erfahrungsaustausch – und ganz offline daran, die Sitzmöglichkeiten für die Willkommensveranstaltung gemeinsam zu gestalten.
Ziel des Willkommen Treffens war es, neben einem gemeinsamen Frühstück, einen Beitrag zur zielgerichteten Information von neuen Änderungen der Leistungsgewährung ab 01. Juni, durch das JobCenter, sowie schnelle Hilfen für den Lebensalltag zu leisten. Hierzu wurde Frau Sprenger, als Fachgebietsleiterin für wirtschaftliche Hilfen vom Jobcenter Lippe eingeladen, um die vielen offenen Fragen zu diesem Thema direkt beantwortet zu bekommen. Ein besonderes Dankeschön geht auch an den Stadtteilverein LiLi Leben in Lipperreihe e.V., der für die Veranstaltung die Getränke spendete. Sogar, um Verständigungsprobleme zu vermeiden, konnte ein Lipperreiher Nachbar, Andreas Krahn, als Dolmetscher gewonnen werden.
Dank dieser Einladung erhielten knapp 60 Ukrainer in einer angenehmen Atmosphäre direkte Antwort auf ihren Fragen, wo viel Raum für weitere Themen gegeben werden konnte.
Das Hauptproblem ist die Sprachbarriere und das Fehlen von ukrainischen Übersetzungen der auszufüllenden Dokumente. Die Möglichkeit, dass durch Einladung eines Experten und einem Dolmetscher viele Menschen direkt vor Ort erreicht und unterstützt werden können, verdeutlichte wie wichtig weitere Treffen zu den vielen Fragen im Gesundheits-, Krankenversicherungs-, Wohn- oder Bildungsbereich sind und in regelmäßigen Abständen organisiert werden müssen.
Das Gesundheitsversorgungssystem bereitet viele Hürden, besonders für weitere Leistungen, zum Beispiel für die Bedarfe behinderter oder pflegebedürftiger Menschen. Der vorliegende eingeschränkte Leistungsbereich kennzeichnet hier z.B. die gesetzliche Regelung: von nur „erforderlichen“ Behandlungen „akuter Erkrankungen und Schmerzzustände. Auch die Ärzte sind mit solchen gesetzlichen Regelungen überfordert, so dass viele Fragen bezüglich abgelehnter Überweisungen an Fachärzte, fehlender Rezeptausstellungen oder der zukünftigen freien Krankenversicherungswahl beststehen.
„Viele ukrainische Familien können nicht für ihre Zukunft planen oder wissen nicht, ob sie in Deutschland bleiben oder in ihre Heimat zurückkehren können. Aber sie sind bereits Teil unserer Nachbarschaft und unsere Aufgabe ist es, sie umfassend zu unterstützen, um das Kriegserlebnis zu verarbeiten und die Lebensqualität zu verbessern,“ erzählt Manuela Outiti, als Koordinatorin der AWO Veranstaltung.
Als krönender Abschluss der Veranstaltung haben sich viele Lipperreiher Nachbarn im Vorfeld daran beteiligt ein unterstützendes Willkommensgeschenk für den Lebensalltag der neuen Nachbarn bereitzustellen.
Unter dem Motto: Leiste schnelle Hilfe mit Haushaltsgegenstände, wie Elektrogeräte, Töpfe, Pfannen, Teller, Tassen, Gardinen etc., die in deinem Haushalt doppelt vorkommen, zu wenig genutzt werden oder nur die Schränke füllen und viel zu schade zum Wegwerfen sind?
Die Lipperreiher Nachbarn konnten sich gut in die Ausgangsbedingungen und Bedarfe der neuen ukrainischen Mitbürger hineindenken und spendeten in großem Ausmaß, mit dem Ziel konkrete Verbesserungen im Lebensalltag herbeizuführen.
Schlussendlich führte die integrativ-partizipative Durchführung der Einladung zu einer wirksamen und konzentrierten Kommunikation und Selbstermächtigung der ukrainischen Bürger durch schnelle, aktive Nachbarschaftshilfe.
Die Dankbarkeit war groß und viele verbargen ihre Tränen nicht, für diese herzliche Willkommensveranstaltung in neuer Nachbarschaft.